Angst ist immer und überall anwesend. Sie entsteht im Denken in Verbindung mit Zeit und rührt aus dem unaufhörlichen streben nach Sicherheit, äußerliche Sicherheit und innerliche Sicherheit. Sie ist Flucht des Denkens vor dieser fehlenden Sicherheit in eine Zukunft oder im zurück in der Vergangenheit verbleibend. In unserem Bewusstsein entstehen durch vergleichen der Erfahrungen Konstrukte, Vorstellungen, Ideen, die unser selbst gemacht hat und die uns in Panik versetzen.
Angst entsteht in unserem Denken, in der Vergangenheit oder in der von der Vergangenheit geprägten Zukunft. Die Gegenwart ist immer Angstfrei. Im gegenwärtigen Augenblick, wo wir existenziell bedroht sind, ist keine Angst da. Volle Bewusstheit, Aufmerksamkeit im Augenblick der Bedrohung, lässt das Denken nicht zu und somit kann auf unmittelbare Gefahr, angstfreie Reaktion folgen.
Vollkommen bewusstes Wahrnehmen im Augenblick einer Gefahr ist notwendig um mit einer unmittelbaren Reaktion oder durch direktes Handeln in einer Situation, die wahrgenommene Gefahr abzuwenden.
Denken und daraus folgend Angst in Verbindung mit Zeit (Denken ist immer mit Zeit verbunden) würde das Unmittelbare verhindern. Denken und Zeit ist somit nicht beteiligt und wird durch das direkte Handeln aus dem Selbst verhindert.
Aus dem Selbsterkennen heraus, kann der Ablauf unseres Denkens verstanden werden und mit diesem Erkennen und Verstehen - wo Angst entsteht, endet die Angst. Alles was wir im Äußeren an Sicherheit benötigen, Essen, Kleidung, Unversehrtheit unseres Körpers, Obdach ist Notwendig. Und somit sind auch die hiermit beschäftigten Denkvorgänge notwendig. Es fragt sich allerdings ob die Häufigkeit dieser Denkvorgänge und deren Intensität nicht unentwegt über das Ziel des Sorgens um das Lebensnotwendige hinausschießen. Letztlich ist nicht die Klarheit gegeben, die die Unterscheidung von äußerlicher Notwendigkeit und innerem Verlangen nach Sicherheit notwendig macht.
Das äußere Streben nach Sicherheit zeigt sich stets im mehr haben wollen, Vorrat anlegen wollen. Im Inneren ist das Bestreben nach Sicherheit ein Streben nach Unveränderlichkeit, Streben nach dem Beständigen. Damit versuchen wir ein einrichten unseres selbst. Diesem Selbst auf Dauer Bestand in Sicherheit zu ermöglichen.
Die Frage ist, gibt es denn äußere Sicherheit, gibt es innere Sicherheit. Äußere Sicherheit lässt sich bis zu einem gewissen Grad unter günstigen Bedingungen erreichen.
Innere Sicherheit dagegen gibt es wohl nicht. Wir folgen der immerwährenden Veränderung des Lebens zwangsläufig. Leben ist Veränderung, leben ist nie statisch. Denken hingegen ist statisch. Wie alles Leben mit dem wir es zu tun haben, können wie nicht stehen bleiben, auch nicht im inneren. Kein Leben ist ohne Bewegung und Veränderung. Gerade diese Bewegung wird im inneren benötigt, um sich auf die äußere Sicherheit zu konzentrieren. Bewegung (Bewegung liegt in allem Geschehen), Bewegung ist die Kontinuität des Lebens.
Sorgen, Bedenken, Religion, Greifen und Ablehnung, das sind alles Formen der Angst und Flucht vor dem Eingestehen unserer Unbeständigkeit. Dem nicht erreichen innerer Sicherheit.
Das Anschauen des Geschehens und nicht die Flucht in innere Konstrukte, die nicht wirklich sind, ist das Enden der inneren Angst. Wo dies verstanden wird, hingeschaut wird, ohne im Denken zu versinken, endet auch die innere Angst.
Alles loslassen, gänzlich alles, bedingt, dass keine Sicherheit mehr notwendig ist. Wo nichts notwendig erscheint, kann keine Angst entstehen.
Frei von Angst, kann nicht in einer Zukunft erwartet werden! Werden geschieht im Inneren nicht, auch nicht später – im Inneren gibt es keine Zeit, da ist Zeit ein Konstrukt-. Frei von Angst geschieht von einem auf den anderen Augenblick. Oder es geschieht nichts, weil die Möglichkeit des Geschehens nicht zugelassen wird.
Das später Werden hat der Mensch kultiviert in Hoffnung auf Dauerhaftes, auf eine Zukunft. Hoffnung die in alle Zukunft trägt, vertröstet sogar auf das, was nach dem Tod kommen wird. Hoffnung in diesem Bezug, ist nichts anderes als Flucht, vor dem was ist und somit ein leben in dem was nicht ist. Ein nicht wahrhaben wollen, ein nicht hinschauen wollen was geschieht. Und somit ist Hoffnung Selbstbetrug. Selbstbetrug, wodurch Selbsterkennen unmöglich ist.
Meine zentrale Aussage für diese Bewegungen ist, nichts auszuschließen, nichts einfach als unabdingbar anzusehen um damit letztlich, jede mögliche Bewegung mitzubekommen. Bewegung, die erst durch unsere Wahrnehmung ins Leben tritt.
Es ist nicht falsch davon auszugehen, dass es eine Wahrheit gibt. Wahrheit ist stets neu für den Erfahrenden. Neu ist sie nicht mehr, dies ist wohl für jeden nachvollziehbar, wenn Wahrheit weitergegeben wird. Durch diese Vermittlung der Wahrheit, ist Sie nicht mehr Neu und somit ist das Vermittelte keine Wahrheit im Eigentlichen. Wahrheit kann nicht durch Suchen erfahren werden. Wahrheit zeigt sich dem der Frei und ohne Absicht, Ihr Geschehen zulässt.
Angst ist eine der Ursachen für Leid. Dieses Leid schaffen wir selbst und überziehen damit den Erdball. Leid dem wir erst Leben durch unser Denken und das daraus Handeln einhauchen, entstanden durch unser Streben nach Sicherheit. Dieses Verlangen nach Sicherheit ohne gleichzeitig zu erkennen, dass es Sicherheit nicht gibt ist die selbstgeschaffene Hölle. Ein Verbleiben in selbstgeschaffener Verblendung. Das heißt, wir schneiden unser selbst, das Eigene vom Leben abschneiden ab.
Da uns das nicht reicht, entwickelt sich in uns in vielfältiger Form ein System, das alles in diesen Kreislauf mit hinein zieht. Es gibt kein entkommen. Wer das Entkommen aus dem Konzept Angst nicht zulässt, wer nicht die Möglichkeit sieht Angstfrei zu leben, nimmt Wahrheit nicht wahr.
Angstfrei, innere Loslösung ist die Bedingung um überhaupt Freiheit zu verstehen. Wenn Freiheit verstanden wird, kann die Möglichkeit des Anderen entstehen und ein über den Horizont hinaus gelangen möglich sein.
Es wird Dich nicht weiterbringen, die Worte anzunehmen oder abzulehnen. Die einzige Möglichkeit für Dich ist, sich selbst damit beschäftigen und wertfrei zu etwas eigenem kommen. Zu etwas eigenem das wir nicht nachplappern, sondern das erfüllt ist von Leben, welches wir diesem Eigenen verschaffen in dem wir zu uns selbst stehen und unsere Angst sehen.
Unser Eigenes ist längst da, andernfalls wärst Du mit dem Lesen nicht bis hierhin gekommen. Ebenso ist die Freiheit immer am Anfang da.
Ohne Freiheit ist Neues im Leben nicht möglich. Veränderung ohne Freiheit ist ein Austausch von altem Konzept mit einem neuen Konzept. Freiheit zulassen, ist die Möglichkeit, Veränderung in unserer Natur, in unserem Wesen zu zulassen. Dann kann Veränderung geschehen, kann das Neue in unser Leben treten.
Auch kommen wir nicht darum herum die alte Haut, die uns bis hierhin geschützt hat abzustreifen und in die neue Haut zu schlüpfen, ohne dem Wissen was kommt. Ohne das Wissen ob wir morgen wieder die Haut wechseln müssen.
Leben ist ebenso wie Wahrheit immer neu. Leben ist Schöpfung. Schöpfung findet statt, sie ist nichts Geschaffenes. Geschaffenes ist bereits alt.
Wenn Dir das Wort Beliebigkeit begegnet, das ist im Alten gegründet. Diese Begegnung mit Beliebigkeit hat nichts von allem verstanden.
08.2013 V.K. überarbeitet 2017-09-23
aus dem Alten in das Neue - in die Freiheit
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