Platz, die Frage nach ihm

Jeder kennt die Klage, es ist kein Platz mehr in der Wohnung, im Auto oder auch in der Tasche. Dieses „kein Platz“ nimmt in unseren Gedanken viel Raum ein. Kein Platz ist ein Urteil, das zuweist, entweder die Ablehnung oder es zeigt die Notwendigkeit, Platz zu schaffen. Sprachlich ist hier nur dann ein weitergehen, wenn wir uns erklären müssen, oder begründen wollen, dass etwas geschehen muss, das Platz geschaffen wird, wofür auch immer.  

 

Es ist also mit dem Platz etwas besonderes, auch der Platz, den das eine oder andere in uns oder in unserem Leben von mir zugewiesen bekommt. 

 

Können wir ohne Urteil Leben? Im Außen aber auch im Innen sind wir oft überzeugt, das wir nicht Urteilen. 

 

Wäre dem so, würde die Platzfrage bei mir keinen Raum einnehmen. Der Gedanken, dass etwas nicht passt, ist Ausdruck des Konfliktes mit einer eigenen Vorstellung. Eine Vorstellung, die sich nicht mit einer vermeintlichen Tatsache im Einklag befindet. Nun lassen wir in der Regel nicht zu, dass eine Tatsache sich selbst uns ganz zeigt. Auch von Tatsachen  haben wir ein Bild, eine Vorstellung. In diesem Fall von der Tatsache Raum/Platz der betreffenden Tatsache. Eine Tatsache selbst, schließt nichts aus, meine Vorstellung von einer Tatsache schon.

 

Es gibt eine Möglichkeit, mit diesem vermeintlichen Mangel an Platz umzugehen. Das Heilmittel für Mangel ist die Großzügigkeit. Sie lässt sich natürlich nicht erzwingen, wie ich  auch sonst in mir keine Handlung erzwingen kann. Was ich kann, ist mir den Zusammenhang von Annehmen und Geben anschauen. Beide Bewegungen haben mit uns und unseren Beziehungen zu tun. Den meisten ist das Geben nicht fremd und es ist für sie eine Quelle der Freude, anderen Menschen und sich etwas Gutes zu tun. Was jedoch vielen schwer fällt, ist das annehmen von Wohltaten, die vielleicht ein anderer für uns vorhält. Klar bestreiten viele, dass es so ist, denn nicht annehmen zu können, ist ein Mangel und keineswegs darf Annehmen weniger wichtig sein als Geben. Annehmen und Geben haben mit meiner Eitelkeit zu tun. Wenn ich gebe, schmeichelt mir das und ich fühle mich gut, wenn ich annehme, ist das Annehmen zwangsläufig eine Bewegung, die beim anderen das sich gut fühlen zulässt. Das fällt schwer, wenn es nicht geübt und verstanden wird.

 

Wenn ich beides Pflege, annehmen kann und geben kann ohne darüber nachdenken zu müssen, verändert sich der Mangel. Es tritt Großzügigkeit ein,  die frei von Mangel, immer einen Weg sucht, frei gelebt zu werden. So lebt die Großzügigkeit auch kein Urteil, etwa ob der Beschenkte oder sie Selbst es wert ist, in den Fokus dieser Bewegung zu kommen. Ebenso wägt sie nicht ab, ob Platz da ist für die Anderen, den Fremden oder den Armen. Sie schafft ohne zu fragen den benötigten Platz und sie gibt nicht auf, bis sie erreicht hat sich selbst, großzügig zu leben.

Teil 2

 

Eine weitere Seite der Frage nach Platz zeigt auf, das ungefragt kein Platz für jemanden da ist. Wer fragt wen nach etwas, worüber niemand aus der Sicht der Freiheit, auf dieser Welt zu bestimmen hat. Hier ist der Schnittpunkt der sozialen Frage über Eigentum, Besitz und Menschenrecht. Es geht hier nicht um die gesamte Menschheit, es geht um mich, um dich um unsere Beziehungen. Allerdingst ist für mich klar und verständlich, dass ich die Frage nach Besitz,  um mein und dein nicht für mich allein klären kann und das ich auch keine Klärung für die Menschheit als Ganzes herbeiführen werde.

 

Ich sehe, dass Platz zwar da ist, aber nicht für jeden frei verfügbar. Ebenso ist es mit den anderen Ressourcen, die der Mensch zum Leben braucht. Wenn ich in der glücklichen Lage bin, zu den Besitzenden dieser Welt zu gehören, ist es ein Muss oder meine Pflicht dieser Lage entsprechend denen einen Platz zu geben, die nichts haben und ohne dieses Geben ihr Leben nicht Menschengerecht leben können. So betrachtet, ergibt sich in Nehmen und Geben nicht nur eine Freude, ein Motor für mein Leben sondern es ist eine Bewegung die ich als Essenz menschlichen Daseins ansehe. Sich hier zu verweigern heißt für mich Leben zu verachten.

 

So wie unsere Eltern uns einen Platz in ihrer Familie eingerichtet haben, so machen wir es mit unseren Kindern. Bereits seit tausenden von Generationen richtet der Mensch dem Menschen einen Platz unter sich, unter den Menschen ein.

 

Warum schafft es der Mensch nicht, global dieses Thema zu betrachten und Gemeinsam einen Weg aus den Krisen dieser Zeit zu finden. Wir können nicht mehr so tun als wären wir alleine und alles was es gibt, steht nur uns zur Verfügung. Ich habe einmal an einem Tisch gesessen,  an dem der etwas zu essen hatte, der dieses Essen von einem Tischnachbar gereicht bekam. Alle und ich ebenfalls sind satt geworden.

 

Obwohl niemand den anderen kannte und die Tischsitten nicht abgesprochen waren, trägt der Mensch in sich etwas, das ihn in die Lage versetzt, den Menschen neben sich in seine eigene Bewegung einzubeziehen. Unabhängig von seinem Glauben, seiner Vorstellung, seiner Herkunft. Es sind nicht die Unterschiede, die überwunden werden müssen, es sind die Gemeinsamkeiten in dem, was wir nötig haben, was wir gemeinsam tun können um diese Notwendigkeit des Lebens, in diesem Falle das Essen, für jeden zu erkennen und zu bewältigen.

 

Das Essen reichte für alle, da die für die Tafel verantwortlichen, ihren Teil getan haben, in dem sie für ausreichend Nahrung sorgten, den  Tisch deckten und an jeden Gast dachten. Jeder Gast wiederum beachtete den Nächsten neben sich und sein Gegenüber. Zu diesem Ablauf am Tisch trug bei, dass keiner schwatzte und die Gedanken aller bei dem Vorleser waren, der mit seinem Text die Aufmerksamkeit der Gedanken auf sich zog.  

 

Wenn das ständige einmischen unserer Gedanken in einen bewussten Vorgang endet, hier ist der bewusste Vorgang das essen miteinander, ist unser Geist in der Lage diese Tätigkeit mit Achtsamkeit auszuführen. An diesem Vorgang ist zu beobachten, dass nicht ausschließlich  auf das Essen  konzentriert sein, eine Gemeinsamkeit ermöglicht. Es ist viel eher das zuhören, die Abwesenheit des Denkers, die Raum lässt. In diesem Raum kann Achtsamkeit füreinander entstehen. Konzentration ist immer ein Vorgang der Ablehnung, das Ausschließen aller Vorgänge, die nichts mit dem zu tun haben, was mich gerade beschäftigt. Konzentriere ich mich auf das Essen, habe ich keinen Raum für meine Tischnachbarn. Machen meine Gedanken halt im zuhören, beeinflussen sie mich nicht während meiner Tätigkeit, somit habe ich Freiheit in meinem tun.

 

Es gibt noch weitere Ebenen, in denen der Geist Ruhe findet. Dazu benötigt es des Fortschreitens, des Verstehens was Leben ist, was ich bin. Das bedeutet unsere Denkmuster loslassen und Situationen, wie diese Tischscene zu beleuchten. Zu hinterfragen und in der Wirklichkeit meines Lebens zu forschen. Zu fragen, warum ist das so. Wenn ich mir mein Verhalten anschaue, finde ich alle Antworten auf die Fragen, warum etwas so geschieht, wie es sich mir zeigt. Dann kann man auch in dieser Bewegung das Dienen und die Dankbarkeit erkennen, die ohne eine Absicht bei den Beteiligten auskommt und anwesend ist.

 

Wir mögen beseelt sein von der Fiktion eines Einzelwesens, eines Individuums, ich bin es nicht. Der Mensch ist ein Gemeinschaftswesen. Es ist immer nur ein kleiner Einblick, den ich aus meiner Sicht, aus dieser Welt hier aufzeigen kann. Mich bewegt die Leidenschaft Antworten auf die Fragen des Lebens zu finden. Auf Fragen, die wir alle gemeinsam haben, es sind diese Fragen, die verbinden und nicht trennen. Trennen können die Antworten, wenn sie als eigene Wahrheit dargestellt werden. Solange ich Frage, kann ich dem Anderen begegnen, wenn ich aufhöre zu fragen, erlischt die Kommunikation.

 

Da wo der Mensch das vergisst, ist am Ende nicht einmal mehr ein Platz für ihn selbst da. Keiner hat ihm einen Platz angeboten…     

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