Ein erfülltes Leben heißt für mich immer auch ein freies Leben. Der Freiheit gehört meine ganze Aufmerksamkeit. Sie steht an erster Stelle meines Weges durch die Irrwege meiner Illusionen, Konzepte und Konditionierungen. Nichts von all dem ist Real, alles zeigt sich lediglich in meinem Geist und meiner Vorstellung vom Leben.
Ich habe gerade eben mit einer alten, kranken Dame gesprochen, die sich nur noch sehr schwer des Lebens erfreuen kann…
Was lässt uns den Lebensmut verlieren? Eine Vorstellung von Welt, Natur und eine Vorstellung von mir, die sich in heftigen Krisenzeiten, nicht mehr aufrechterhalten lässt. Die sich mit Schmerzen, Leiden und den Gebrechen des Alters einfach als nicht tauglich erweist um noch Freude zu empfinden oder Mut zum weitermachen für sich selbst hergibt. Nicht einmal mehr Hoffnung lässt unsere Situation, in dieser Vorstellung im Alter aufkeimen.
Ich weiß jeder Mensch ist anders, jeder reagiert anders, jeder Mensch geht individuell mit dem Alter um. Ich spreche hier von den vielen Menschen, die mein Beruf zu mir bringt und die alle, bis auf ganz wenige Ausnahmen, die einen überraschenden Tod finden, alle in diese Lebenskriese kommen.
Leben und Tod sind Zwei die nicht zu trennen sind. Beide sind gemeinsam mit dem Menschen unterwegs und einer von beiden bleibt. Wir wissen wer, sind jedoch nicht bereit in jungen Jahren sich mit dem unvermeidlichen auseinanderzusetzen. Wir reden lieber mit dem Leben und kosten es aus. Wir gehen in der Regel den Pfad des Erlebens. Anstatt sich das gesamte Leben mit den Beiden Begleitern zu unterhalten, auch wenn keine Antwort zu erwarten ist. Im Alter ist dies nicht mehr möglich. Bis dahin schieben wir das Alter weg und mit ihm das unvermeidliche.
Die Auseinandersetzung, das eigene, das bewusste darauf zugehen, ist die Möglichkeit zu verstehen und von dem Unbekannten, dem Alter und dem Ende frei zu sein. Das ist natürlich nur ein Bereich, wo wir vollkommen in Fesseln liegen. In selbst angelegten Fesseln, die wir uns mit unseren Konzepten und Illusionen bauen. Da es keinen Sinn macht dem Alter auszuweichen, ist das Vermeiden oder das Verdrängen kindisch. Das ist der Rückfall in den Versuch als Kind älter und größer zu erscheinen, was ja wie bekannt ist, auch nicht klappte.
Doch auch im hohen Alter kann noch die Erkenntnis von Freiheit oder das Fehlen von Freiheit uns beseelen und uns zum Durchbruch ins verstehen von uns selbst führen. Viele Kontakte zu Menschen zeigen mir jedoch auch auf, dass Leiden, die Identifizierung mit dem leidenden Körper zum unüberwindbaren Hindernis macht.
Je früher du erkennst, dass du nicht der leidende Körper bist, dass dein Selbst diesen Körper erhält und ihn hier zum Leben, zum sein benötigt, je eher siehst du auch die Möglichkeit, Krankheit, Mangel, Fülle und Freiheit in ihrem je eigenen Raum zu begegnen. Diese Räume hintereinander gestellt zeigen bereits, dass sie miteinander nicht harmonisieren und nicht gemeinsam in einen Raum gehen. Es sei denn, Freiheit ist der Raum, in dem sich alles andere spiegelt und damit die Bedeutungslosigkeit, die Leere aller Erscheinungen deutlich wird. Das ist der Frei-Raum für Entwicklung, Transformation, das Selbst, was nichts anderes als Freiheit ist.
Stelle dir nichts unter Freiheit vor, es ist anders.
Die vollkommene Freiheit kannst du nicht denken, nicht erfahren, nicht sein.
Du kannst dich nicht mitnehmen um Freiheit zu sein…
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